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Rußlanddeutsche Kulturgruppe |
Europäische Erinnerungskultur im Bergischen
Tradition, Politik und gute Stimmung - das diesjährige „Kleine
Ostpreußentreffen“ auf Schloss Burg bot von allem etwas
Vor dem Hintergrund der aktuell angespannten politischen Lage in Europa betonte Werner Jostmeier, MdL, zuständig in der CDU-Fraktion für Vertriebene und Spätaussiedler, anlässlich des diesjährigen „Kleinen Ostpreußentreffens“ auf Schloss Burg bei Solingen: „Sie, die Ostpreußen, und alle 14 Millionen Heimatvertriebene und Flüchtlinge wissen, was es heißt, heimatvertrieben zu sein.“ Der Festredner der Kulturveranstaltung erinnerte daran, dass während der Kriegswirren Millionen Menschen aus ihren ehemaligen deutschen Herkunftsgebieten in Ost- und Mitteleuropa über Nacht Haus und Hof verlassen mussten und somit alles verloren, was ihr bisheriges Leben ausmachte. Wer nur das nackte Leben retten konnte, von heute auf morgen vor dem Nichts stand und dennoch am deutschen „Wirtschaftswunder“ aktiv mitwirkte, könne zu Recht stolz und selbstbewusst sein.
Daher sei es sehr wichtig – so der Landtagsabgeordnete – dass die Ostpreußen, wie übrigens alle anderen Vertriebenengruppen auch, selbst nach vielen Jahren in Deutschland ihre heimatliche Kultur, ihre Sitten und Gebräuche leben und praktizieren sowie an die nachfolgenden Generationen weitergeben. Schließlich könnten heute Vertriebene und Spätaussiedler verstärkt als Brückenbauer zwischen den Kulturen agieren. Werner Jostmeier: „Die jahrhundertealte deutsche Kultur im östlichen Europa ist ein verbindendes Element und wichtiger Baustein einer gemeinsamen europäischen Erinnerungskultur.“
Erinnerung wach halten
Veranstaltungen, wie etwa das „Kleine Ostpreußentreffen“ auf Schloss Burg, bieten einen optimalen Rahmen mit guter Öffentlichkeitswirkung. Auch im 65. Jahr ihres Bestehens lud die Landsmannschaft Ostpreußen, Landesgruppe Nordrhein-Westfalen, Landsleute sowie Vertreter befreundeter Landsmannschaften und Persönlichkeiten des politischen, kulturellen und sozialen Lebens aus NRW zur Traditionsbegegnung unter dem Leitwort „Ostpreußen - über 3000 Jahre prußisch-preußisch-deutsche Heimat“ ein. Es gab ein Platzkonzert mit den Dabringhauser Musikanten und eine offizielle Kundgebung mit Ansprachen der Ehrengäste. Hinzu kamen eine Andacht von Pfarrer Martin Lipsch sowie ein Kulturprogramm. Viele Besucher nutzten die Gelegenheit, um die vor 63 Jahren durch den ersten Bundespräsidenten Professor Theodor Heuss eröffnete Gedenkstätte des Deutschen Ostens zu besichtigen.
Der Landesvorsitzende Jürgen Zauner war erfreut, dass es mit Unterstützung der vielen ehrenamtlichen Mitwirkenden aus den umliegenden landsmannschaftlichen Gruppen Wuppertal, Remscheid und Solingen sowie dank der finanziellen Zuwendung der Bezirksregierung Düsseldorf gelungen ist, die Kulturveranstaltung erneut abzuhalten. „Ich verkenne aber nicht“ – so Jürgen Zauner –, „dass dies uns immer schwerer fällt zu vertreten, denn wir, die bekennenden Ostpreußen werden immer weniger.“
Als Ehrengäste begrüßte Jürgen Zauner den Festredner Werner Jostmeier, MdL, den LO-Sprecher und BdV-Vizepräsidenten Stephan Grigat, den Landesvorsitzenden der Landsmannschaft Schlesien in NRW Rudi Pawelka, den Bürgermeister von Remscheid Lothar Krebs und den Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft Schlesien Stephan Rauhut sowie die ostpreußischen Kreisvertreter Manfred Ruhnau (Kreis Braunsberg) und Elke Ruhnke (Kreis Heiligenbeil).
die Ehrengäste |
Generationswechsel steht an
Das Thema des Generationswechsels wird naturgemäß auch bei den gebürtigen Ostpreußen immer akuter. Der Landesvorsitzende Zauner wandte sich an die Gäste mit den Worten: „Ohne Ihre Anwesenheit in Treue gäbe es diese Arbeit in der Öffentlichkeit in NRW nicht mehr.“ Doch wie wird die Zukunft der Landesgruppe und des „Kleinen Ostpreußentreffens“ aussehen? Dr. Bärbel Beutner, die Kulturverantwortliche der Landesgruppe NRW, ist zuversichtlich: „Auch wenn die Vertreterinnen und Vertreter der Erlebnisgeneration ihre Aufgaben und Tätigkeiten in den nächsten Jahren an die nachfolgenden Generationen weitergeben, wird so ein wichtiges Stück deutscher Kultur nicht einfach verschwinden. Und außerdem ist ja auch der Bund Junges Ostpreußen da und gut aufgestellt.“ Es gäbe auch heute immer wieder junge Menschen – so Dr. Beutner weiter - die zwar keine direkten familiären Bezüge zum früheren Ostpreußen haben, aber dennoch Interesse an der ostpreußischen Geschichte, Kultur und Landschaft zeigen. Historiker, Volkskundler, Architekten, Geografen und Juristen könnten dazu beitragen, dass die zukünftige Szene der Landsmannschaften in einer neuen, verwissenschaftlichten Form weiter bestehen wird.
Mehr als nur Plachandern …
Für gute Stimmung und das leibliche Wohl der Gäste war mit typisch ostpreußischen Schmankerln bestens gesorgt. Für viele Besucher galt: Ein Schmalzbrot, ein Stückchen Mohnrolle und ein Gläschen Bärenfang gehören ebenso zum geselligen Beisammensein, wie das Plachandern mit alten Bekannten. Auf dem Schlossplatz wurden auch diesmal mehrere Stände aufgestellt, an denen neben kulinarischen Spezialitäten auch Literatur, Landkarten und Bildbände rund um das „Land der dunklen Wälder“ sowie Bernsteinschmuck zu sehen und zu erwerben waren. Interessant waren auch die DVD-Dokumentationen von Ostpreußen-TV, darunter jene zum „Tag der Heimat 2013“ sowie zu verschiedenen historischen Brennpunkten. Mit von der Partie waren auch Vertreter vom Bund Junges Ostpreußen, die Wissenswertes aus dem Vereinsleben sowie zu Gruppenreisen vermittelten.
Schon seit vielen Jahren bieten die inzwischen nicht mehr ganz jungen Vertreterinnen der Kreisgruppe Remscheid gemeinsam mit ihrer Vorsitzenden Irmgard Beeck selbstgebackene Kuchen an. Einige der ehrenamtlich tätigen Damen legten zur Feier des Tages ihre schönen ostpreußischen Trachtenkleider und Bernstein-Ketten an. Auch Marlies Hein, die Betreuerin der Heimatstube in Dortmund, zeigte die Besonderheiten ihrer ostpreußischen Tracht auf.
Abgerundet wurde die Veranstaltung durch den von
Dr. Bärbel Beutner, der Kulturverantwortlichen der Landesgruppe NRW, geleiteten
„Bunten Reigen“. Am Programm beteiligte sich erstmals auch eine in
traditionellen Trachten gekleidete Gruppe vom Soester Kultur- und
Geschichtsverein der Deutschen aus Russland. Zu den 20 „Akteuren“ gehörten
Alexander Domke, der Vorsitzende des Vereins, und Antonia Domke, die Beauftragte
für Öffentlichkeits- und Kulturarbeit.
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