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Blick in den Hof von Schloss Burg

„Gerechtigkeit möge walten, damit die Welt nicht zugrunde gehe”
Ostpreußentreffen auf Schloss Burg

Solingen (dod/Göl.) Es ist eine liebgewonnene Tradition, dass sich Vertreterinnen und Vertreter der nordrhein-westfälischen Landsmannschaft Ostpreußen sowie anderer Landsmannschaften im Sommer auf Schloss Burg an der Wupper zu einem erlebnisreichen Tag einfinden. Auch diesmal reisten zahlreiche junge und jung gebliebene Menschen mit ostpreußischen Wurzeln nach Solingen, um die Kulturveranstaltung auf dem Plateau vor der Gedenkstätte der deutschen Heimatvertriebenen mitzuerleben. „Gerechtigkeit möge walten, damit die Welt nicht zugrunde gehe” — dieses Zitat von Kaiser Ferdinand I. (1556-1564) wurde als Motto für das diesjährige „Kleine Ostpreußentreffen” gewählt.

Das Kommen hat sich für alle Beteiligten wieder mal gelohnt: Die Stimmung war gut, die Wiedersehensfreude mit alten Bekannten groß. Die Stände und Tische waren mit Büchern, Bildbänden, Wappen und Videofilmen sowie mit Bernsteinschmuck und ostpreußischen Spezialitäten reichlich bestückt. Alles, was mit dem „Land der dunklen Wälder” zu tun hatte, weckte das Interesse der Besucher.

Die Dabringhauser Musikanten unter der Leitung von Torben Krause stimmten das Publikum mit „Preußens Gloria” auf das Kulturprogramm ein. Während des Platzkonzertes mit bekannten Märschen und Liedern nippte man am Pillkaller, genoss ein Gläschen Bärenfang oder ließ sich ein Eckchen des köstlichen Mohnkuchens schmecken.

Fleißige Hände hatten leckere Sachen zubereitet

Mehrere Frauen, darunter jene aus der Kreisgruppe Remscheid, haben zur Feier des Tages ihre schönen ostpreußischen Trachtenkleider und Bernstein-Ketten angelegt. Stolz präsentierten sie die Besonderheiten ihrer Kleidung und verwiesen u.a. auf die gute Qualität der handgewebten blauen, roten oder grünen Stoffe, auf die Verzierung der Blusen mit Plattstickerei und auf die Bernstein-Knöpfe.

Die Zeit bis zur offiziellen Kundgebung verging mit Plachandern und Genießen wie im Flug. Schließlich gab es auf Schloss Burg zu Füßen des Reiterstandbildes von Graf Engelbert II. von Berg und Erzbischofs von Köln viel zu sehen. Nach mehrjähriger Abwesenheit hat sich diesmal ein Bäcker eingefunden, der vor Ort traditionelle Brotspezialitäten aus dem Holzofen „zauberte”. An einem der Stände war Bernstein — der klare bis undurchsichtige gelbe Schmuckstein aus fossilem Harz — in all seiner Vielfalt zu bewundern. Beim Bund Junges Ostpreußen (BJO) in der Landsmannschaft Ostpreußen lagen u.a. die jüngsten Ausgaben der Zeitung „Fritz” auf, die über die vielfältigen Tätigkeiten der Jugendlichen dies- und jenseits der Grenzen informierten.

Im Rahmen des von Dr. Bärbel Beutner betreuten Kulturprogramms „Bunter Reigen” wurden Tänze vor-geführt und bekannte Lieder zu Gehör gebracht.

Höhepunkt der Veranstaltung war der interessante Festvortrag von Gregor Golland, Mitglied des Landtags von Nordrhein-Westfalen. Der 1974 in Brühl bei Köln geborene Sohn ostpreußischer Eltern forderte die Vertreterinnen und Vertreter der „Erlebnisgeneration” auf, über ihr Schicksal und das ihrer alten Heimat zu sprechen. „Ostpreußen ist – wie auch andere ehemalige deutsche Ost- und Siedlungsgebiete – nicht nur ein wunderschönes Stück Natur, ein bezaubernder Landstrich, bei dem Gott ein besonders glückliches Händchen hatte, nein, es ist mehr” – betonte Golland und fügte hinzu: „Es gilt heute mehr denn je, das Erinnern wachzuhalten und nicht die Deutungshoheit der Geschichte anderen zu überlassen. Wer von Ihnen möchte, dass sich die kommenden Generationen noch an Ostpreußen erinnern, der muss spätestens jetzt selber anfangen, davon zu sprechen. Tradition, Brauchtum und Gedenken zu pflegen bedeutet nicht, die kalte Asche weiterzugeben sondern das Feuer und die Flamme im Herzen der Nachfolgenden zu entzünden."

Gregor Golland MdL hielt die festrede

Der Festredner Gregor Golland, MdL, der im Laufe der Jahre mehrmals die frühere Heimat seiner Eltern besucht hat, erklärte: „Ostpreußen atmet Geschichte — man spürt es immer noch und immer wieder, wenn man das Gebiet der ehemaligen preußischen Provinz besucht. Wenn man nicht dort sein kann, so bleibt die Erinnerung. Eine Erinnerung, wie Sie viele von Ihnen haben – aus ganz persönlichem Erleben." Mit diesen Worten ermunterte Golland die Anwesenden, ihr Wissen und ihre Erfahrungen an die jungen Leute weiterzugeben. Nur so könne sichergestellt werden, dass die Erinnerung an das alte Ostpreußen in den Herzen und Köpfen nachfolgender Generationen bewahrt wird.

Der Festredner sprach ganz im Sinne der Zuhörer, als er schlussfolgerte: „Das Kulturerbe der historischen deutschen Ost- und Siedlungsgebiete ist und bleibt fester Bestandteil der deutschen und europäischen Geschichte und Identität. Heute denken hier viele hundert Menschen zusammen an die alte ostpreußische Heimat. Solange sie an Ostpreußen denken, wird es nicht vergessen sein.”

Das 17. Treffen der Landsmannschaft Ostpreußen NRW auf Schloss Burg war von beeindruckenden Worten, stimmungsvoller Blasmusik und schönen Erinnerungen sowie vom Genuss kulinarischer Schmankerl geprägt.

Eindrücke vom Fest
 

Quelle:
Bericht und Fotos
von Dieter Göllner,
Deutscher Ostdienst, 8/2013, Seite 29-30,
http://www.bund-der-vertriebenen.de/presse/index.php3?id=1186

 

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