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Plachandern, Erinnern und Genießen „Ohne Ihr jährliches Kommen in Treue gäbe es diese Öffentlichkeitsarbeit in NRW bestimmt nicht mehr!" Mit diesen Worten begrüßte Jürgen Zauner, der Landesvorsitzende der Landsmannschaft Ostpreußen, Landesgruppe Nordrhein-Westfalen, die zahlreich erschienenen Freunde und Gäste des „Kleinen" Ostpreußentreffens auf Schloss Burg bei Solingen. An der nunmehr 19. Veranstaltung dieser Art - die übrigens finanziell mit einer Zuwendung der Bezirksregierung in Düsseldorf gefördert wurde — beteiligten sich in ehrenamtlicher Mitarbeit Vertreter/innen der umliegenden landsmannschaftlichen Gruppen Wuppertal und Solingen sowie der Bund Junges Ostpreußen (BJO). Das Besondere am diesjährigen Treffen war, dass die Veranstaltung gemeinsam mit Vertretern der Landsmannschaft Schlesien, Landesgruppen Nordrhein-Westfalen, bestritten wurde. Abwechslungsreiches Kulturprogramm Für alle Besucher gab es am Plateau vor der Gedenkstätte der deutschen Heimatvertriebenen auf Schloss Burg ausreichend Gelegenheit zum Plachandern und gemütlichen Beisammensein. Die Landsleute aus den ehemaligen ostpreußischen und schlesischen Regionen tauschten Erinnerungen aus, blätterten in Büchern und Bildbänden, bewunderten Bernsteinschmuck und verkosteten landestypische kulinarische Spezialitäten. Die offizielle Kundgebung mit Totengedenken und Grußworten der Ehrengäste sowie mit einem interessanten Hauptvortrag wurde von einem abwechslungsreichen Kulturprogramm begleitet. Das Gemeinsame im Fokus Der Landesvorsitzende der Landsmannschaft Ostpreußen, Landesgruppe Nordrhein-Westfalen, Jürgen Zauner, und Rudi Pawelka von der Landsmannschaft Schlesien in NRW, eröffneten den offiziellen Teil der Veranstaltung. Beeindruckend war, dass die Grußworte vom Läuten der Königsberger und Breslauer Glocken sowie vom Trompetensolo: „Ich hatt' einen Kameraden" umrahmt wurden. Ein nachdenklich stimmender Programmpunkt war auch diesmal das Erinnern an die Opfer der Vertreibung mit Kranzniederlegung. Jürgen Zauner sprach in seinem Grußwort u.a. auch die aktuelle Flüchtlingssituation an: „Nach 70 Jahren müssen wir noch immer feststellen, dass die Nachkriegsordnung in Europa weiterhin auf Vertreibung und Raubmord fußt." Der Redner wandte sich an die Politik und fragte im Namen seiner Landsleute: „Herr Bundespräsident, Frau Bundeskanzlerin, wie sieht nach Jahrzehnten die ‚Willkommenskultur' für die Opfergeneration von 1945 und später, in Deutschland aus?" Der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft Schlesien - Nieder- und Oberschlesien e.V. und BdV-Vizepräsident Stephan Rauhut, hat es begrüßt, dass die beiden Landsmannschaften sich für diese Veranstaltung auf Schloss Burg zusammengetan haben. Dadurch hätten sie — so Rauhut — nach dem Motto des diesjährigen Deutschlandtreffens „Gemeinsam für Schlesien" gehandelt, wobei das Gemeinsame und Verbindende vor die Unterschiede gestellt wurde. Rauhut erweiterte das Leitwort auf „Gemeinsam für Ostdeutschland" und hoffte damit, dass die Landsmannschaften auch in 10, 20 und 30 Jahren noch ein wichtiger Faktor in Deutschland und Europa sind. Der Bonner Historiker Dr. Tobias Körfer, Vorsitzender der AGMO e.V. (Gesellschaft zur Unterstützung der Deutschen in Schlesien, Ostbrandenburg, Pommern, Ost- und Westpreußen), hob in seinem Vortrag „70 Jahre Ende des Krieges — 70 Jahre Frieden in Europa?" die wichtigsten historischen Erinnerungs- und Gedenktage dieses Jahres hervor. Werben wir für unsere Anliegen „Wer, wenn nicht eine sprachlich und kulturell gefestigte deutsche Volksgruppe könnte ein lebendiger und unzweifelhafter Zeuge für die Existenzberechtigung landsmannschaftlicher Verbände auch in der heutigen Zeit sein? Eine unübersehbare und unüberhörbare deutsche Volksgruppe in Ostpreußen, in Oberschlesien wird auch hierzulande manche kleinkarierte Kritik an ostdeutscher Kulturarbeit als gegenstandslos entlarven helfen", betonte Dr. Körfer. Desweiteren verwies der Redner auf Aspekte der Tätigkeit der Landsmannschaften und des Bundes der Vertriebenen im Sinne der Verbesserung der Beziehungen zu den Nachbarn in Europa: „Kehren wir also nach diesem schönen, gemeinschaftlichen Sonntag hier auf Schloss Burg an der Wupper nach Hause zurück und erzählen wir den Menschen in unserer Umgebung von Schlesien, den masurischen Seen, den Wäldern Ostpreußens, den Bernsteinstränden, dem Riesengebirge und von den Angehörigen der deutschen Volksgruppe, die dort leben und um ihre kulturelle Identität unter nicht einfachen Bedingungen täglich ringen. Grenzen wir uns nicht ab, sondern zeigen wir uns und werben wir offensiv für unsere und die Anliegen unserer Landsleute in der Republik Polen. Zeigen wir Politik und Gesellschaft, dass wir noch da sind. Dass wir Ziele haben. Mischen wir uns auch in Zukunft aktiv ein!" Tradition und Erneuerung Bei einem Rundgang über den Platz vor der Gedenkstätte auf Schloss Burg bei Solingen im Bergischen Land konnten die Besucher des nordrhein-westfälischen Ostpreußen- und Schlesiertreffens Informationen aus erster Hand erhalten. An den Ständen waren Bücher, Schriften, Bildbände, Zeitschriften, historische Land- und Postkarten aus ost- und westpreußischen sowie schlesischen Regionen zu entdecken. Die gebürtige Königsbergerin Monika Dahlhoff war persönlich dabei und stellte ihr Buch „Eine Handvoll Leben" vor. Auch die Filme von Ostpreußen-TV — die es übrigens zu unterschiedlichen historischen Themenschwerpunkten seit kurzem auch als DVD-Video gibt — weckten das Interesse vieler Besucher. Gute Gespräche und viel Vorfreude auf die bevorstehenden Reisen gab es am Stand des Bundes Junges Ostpreußen (BJO). Das BJO-Team stellte gemeinsam mit ihrem Bundesvorsitzenden Stefan Hein Höhepunkte des aktuellen Aktionskalenders vor. Die geplante Sommerfahrt nach Nordostpreußen, die Reise nach Breslau zum Kulturfestival der deutschen Minderheit sowie der Besuch des Duisburger Museums Stadt Königsberg sind nur einige der wichtigsten Programmpunkte. Bunter Reigen Neben den Jugendlichen war auch eine Kindergruppe aus Solingen dabei, die mit selbstgebastelten preußischen Hauswichteln und anderen Handarbeit-Artikeln Interesse an Tradition und Brauchtum zeigte. Der „Bunte Reigen" bot unter der Leitung der Kulturverantwortlichen der ostpreußischen Landesgruppe NRW, Dr. Bärbel Beutner, Musik- und Tanzdarbietungen sowie Gedichtvorträge. Die Tanzgruppe Weniger Hohenlimburg, der Ostpreußenchor Remscheid und das Oberschlesische Blasorchester Ratingen bestritten das Programm. Dr. Beutner rezitierte aus Agnes Miegels Dichtung „Sommer in Ostpreußen" sowie aus Joseph von Eichendorffs Werk „Sommer in Schlesien". Für das leibliche Wohl sorgten Vertreterinnen der umliegenden landsmannschaftlichen Gruppen aus Wuppertal und Solingen u.a. mit typisch ostpreußischem Mohnkuchen. Sie traten übrigens diesmal zum „Wettbewerb" mit dem schlesischen Streuselkuchen an. Wer wohl gewonnen hat?
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Stand: 14.11.2024 |