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Gemeinsames Heimatgedenken In Schloß Burg an der Wupper (Burg ist ein Stadtteil der bergischen Klingenstadt Solingen) befindet sich seit 1951 die Gedenkstätte des Deutschen Ostens. Eine Bronzetafel am Eingang weist auf die Geschichte und die Bedeutung der Gedenkstätte hin. Im Innenraum des Batterieturms steht das am 2. Juni 1962 eingeweihte Mahnmal der Vertreibung. Es zeigt eine Flüchtlingsgruppe in Lebensgröße. Von einem Umgang ist der Glockenturm erreichbar. Er trägt drei Glocken, die vom Hamburger Glockenfriedhof stammen. Zwei von ihnen hingen ursprünglich in der Jakobuskirche zu Breslau, während die dritte Glocke früher im Königsberger Dom hing. Welche Stätte wäre würdiger für ein Treffen der nordrhein-westfälischen Ostpreußen (LO NRW)? Vor mehr als 20 Jahren wurde ihr Jahrestreffen dort, in Schloß Burg, begründet. Seit einigen Jahren findet das Treffen als gemeinsame Veranstaltung dreier Landsmannschaften, nämlich der Landsmannschaften Ostpreußen und Schlesien sowie der Pommerschen Landsmannschaft, statt. Die Federführung und Organisation obliegt allerdings nach wie vor der LO NRW. Bei sonnigem Wetter hatten sich am 7. Juli erfreulich viele Besucher eingefunden, um gemeinsam ihrer angestammten Heimat zu gedenken. Durch den offiziellen Teil der Veranstaltung führte der stellvertretende Vorsitzende der LO NRW, Jürgen Zauner, durch den kulturellen Teil Bärbel Beutner, die Kultur- und Frauenreferentin der LO NRW. Der offizielle Teil der Veranstaltung begann mit einer Andacht von Volker Lubinetzki, Pfarrer in Wermelskirchen. Es folgten die Begrüßungen durch die Landesvorsitzenden der drei Landsmannschaften Schlesien mit Rudi Pawelka, für Ostpreußen mit Wilhelm Kreuer und der pommerschen Landsmannschaft mit Adalbert Raasch. Der Vorsitzende des BJO, Tobias Link, sprach als Vertreter der Jugend: „Insbesondere in Zeiten, in denen das Ehrenamt auf dem Rückzug ist, wollen wir gemeinsam die Zukunft gestalten, dies auch im Sinne des gemeinsamen Hauses Europa, dem ganz sicher auch Ostpreußen mit seiner Geschichte und Kultur als unvergessliches Fundament angehört. Zeitgemäß nutzen wir alle sozialen Medien, Facebook, Instagram und andere, um Gemeinsamkeiten grenzüberschreitend zu vermitteln“, so Tobias Link, der Vorsitzende des BJO. Wilhelm Kreuer wies in seiner Begrüßungsrede auf die gegenwärtige aktuelle Diskussion in der PAZ zur Rolle der Wehrmacht und der deutschen Kriegsmarine in Ostpreußen im Winter 1945 hin. Er stellte die rhetorische Frage, ob der vernichtende Hass denn nur über den Osten hereingebrochen sei, und beantwortete die Frage mit einem klaren Nein. Vertreibungen habe es in ganz Ost-, Mittel- und Südosteuropa gegeben. Vergessen werde allzu oft, aus wie vielen Gebieten Deutsche und Volksdeutsche vertrieben wurden, geflohen sind oder schlichtweg verjagt wurden. Wilhelm Kreuer nannte die Vertreibungsgebiete: das Baltikum und das Banat, Bessarabien und das Buchenland, Danzig und die Gebiete entlang der Donauschiene, Oberschlesien und Ostbrandenburg, Ostpreußen und Pommern, die Slowakei und die Sowjetunion. Vertrieben worden seien die Sathmarer Schwaben und die Schlesier, die Siebenbürger Sachsen und die Sudentendeutschen, die Rumäniendeutschen, die aus Ungarn und die aus dem Weichsel-Warthegebiet. Und, nicht zuletzt die Westpreußen. Kreuer folgerte daraus, dass die Gründe für die Vertreibungen nicht alleine Untaten der Wehrmacht in Russland und in Polen gewesen sein können. Doch eines sei sicher: Dass die Ostpreußen im Jahr 2019 in Schloß Burg sein könnten, hätten sie den Wehrmachtssoldaten und den Soldaten der Kriegsmarine zu verdanken, die knapp zwei Millionen Menschen vor dem sicheren Verderben gerettet hätten. Der Ehrengast der Veranstaltung, Stephan Grigat, wies in seinem Grußwort unter anderem auf die Dauerausstellung im Landesmuseum Lüneburg hin. „Es gibt Hoffnung und gute Aussichten, unser Europa friedlich aufzubauen. Das gemeinsame Haus Europa kann gut gelingen, aber eine Voraussetzung sollte sein, die Wahrheit klar zu sagen, denn nur so können wir alle, ob Russen, Tschechen oder Polen, zu guten Freunden werden und gemeinsam ein friedfertiges Europa schaffen“. Mit klaren Worten hob Hendriks, der Beauftragte der nordrhein-westfälischen Landesregierung für die Belange von deutschen Heimatvertriebenen, Aussiedlern und Spätaussiedlern, die Bedeutung der Millionen Flüchtlinge und Vertriebenen hervor, die wesentlich zum wirtschaftlichen Erfolg in NRW und in Deutschland beigetragen haben. Das Schicksal der Deutschen, die fliehen mussten oder vertrieben wurden, verdiene auch heute noch eine besondere Aufmerksamkeit. Insbesondere, weil die Erlebensgeneration kleiner werde, trüge die Landesregierung eine besondere Verantwortung dafür, die Erinnerung an das Schicksal der deutschen Heimatvertriebenen zu bewahren. Das kulturelle Erbe der Heimatvertriebenen sei ein Teil des gesamtdeutschen und europäischen Kulturerbes, das es zu bewahren gelte, so Heiko Hendriks. Die musikalische Deutschlandreise gestaltete die in Deutschland lebende Mezzosopranistin Isabelle Kusari, die aus ihrem Repertoire bekannte Lieder aus Ostpreußen, Pommern und Schlesien vortrug. Begleitet wurde sie am Keyboard von Jun Zhao. Als Opernsängerin hat sich Isabelle Kusari auch dem Chanson und dem deutschen Volkslied verschrieben, wofür ihr das Publikum von Herzen dankte. Bärbel Beutner fügte kurze Erläuterungen ein. Isabelle Kusari und Bärbel Beutner erhielten zum Schluss der Veranstaltung
aus den Händen von Wilhelm Kreuer und Klaus-Arno Lemke (stellvertretender
Vorsitzender der LO NRW) je einen herrlichen Blumenstrauß.
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