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Ostpreußische Lebensläufe G-K
Die Großartigkeit der Leistung sollte die Ehrfurcht vor diesen Deutschen im Osten erwecken.

Quelle:
„Ostdeutsche Biographien“ von Götz von Seele, 1955, Göttinger Arbeitskreis


Rudolf Friedrich Glebsch – Mathematiker

Am 19. 01. 1833 ist er in Königsberg/Pr. geboren. Er unterrichtete nach dem Studium in Berlin an verschiedenen Schulen und habilitierte sich 1858 an der Universität für mathematische Physik. Bereits im folgenden Jahre nahm er einen Ruf auf einen Karlsruher Lehrstuhl an. 1863 ging er nach Gießen. 1868 nach Göttingen als Nachfolger des früh verschiedenen B. Riemann, der noch unmittelbarer Schüler von Gauß gewesen war. Aber auch Clebsch sollte diesen bedeutenden Lehrstuhl nicht lange bekleiden. Am 07. 11. 1872 starb er als Prorektor der Universität, für seine Wissenschaft ein großer Verlust, hatte er doch ganz in der von Gauß bestimmten Linie fortgearbeitet. Seine bedeutendsten Arbeiten galten der Theorie der Abelschen Funktionen und Theorie der binären algebraischen Formen. Mit dem Königsberger Neumann begründet er die Mathematischen Annalen. Unter ihm hatte sich in Göttingen Felix Klein habilitiert.

Quelle:
„Ostdeutsche Biographien“ von Götz von Seele, 1955, Göttinger Arbeitskreis


Johann Christoph Gottsched

Am 12. 12. 1766 starb er in Leipzig, der am 02. 02. 1700 in Juditten bei Königsberg/Pr. geboren war. Er steht in der Reihe der großen Ost-deutschen, welche von den Prager Deutschen bis hin zu Rudolf Borchardt die deutsche Sprachentwicklung schöpferisch beeinflußt haben. Gottsched hatte in Königsberg studiert, mußte aber vor den Königlichen Werbern fliehen, er ging nach Leipzig, wo er sich für die schönen Künste habilitierte. 1726 gründete er dort die „Deutsche Gesellschaft“, welche die Literatur der Zeit bald beherrschte. Die Gesellschaft fand in verschiedenen Städten Nachahmung. Gottsched galt bald als erste Autorität in literarischen Dingen, bis ihm die Schweizer dieser Führung streitig machten. Sein Ruhm schwand endgültig dahin als er – völlig verblendet – Streit mit Klopstock und Lessing begann. Es kann aber kein Zweifel darüber bestehen, daß Gottscheds Verdienst groß ist, indem er in gesunder Weise französische und englische Kunst als Vorbild erkannte. Seine Zeitschriften aus der Leipziger Frühzeit geben davon Zeugnis. Allein es fehlte ihm so gut wie alles, was eine dichterische Persönlichkeit ausmacht. Seine Stücke sind gewiß exakt nach den Vorschriften dramatischer Kunstfertigkeit gearbeitet, aber tödlich langweilig. Seine „Deutsche Schaubühne nach den Regeln der alten Griechen und Römer“ gab eine Sammlung von Musterdramen. Gottsched verfaßte auch eine Reihe von Lehrbüchern, außerdem übersetzte er das große Baylesche Lexikon ins Deutsche.

Quelle:
„Ostdeutsche Biographien“ von Götz von Seele, 1955, Göttinger Arbeitskreis


Ferdinand Gregorovius – Geschichtsschreiber

Am 19. 01. 1821 in Neidenburg/Ostpr. geboren, war er zunächst Schüler des Gumbinner Gymnasiums und studierte in Königsberg Theologie und Philosophie, später Geschichte. Ein Versuch, an der Universität Fuß zu fassen, mißlang. Zunächst veröffentlichte er dichterische Schriften, schrieb ein Buch über Goethes Wilhelm Meister in seinen sozialistischen Elementen und das aufsehenerregende Werk: Die Idee des Polentums. 1852 ging Gregorovius nach Italien. Nachdem er sich schon vorher mit italienischen Problemen befaßt hatte, widmete er sich in den nachfolgenden Jahrzehnten ganz der italienischen Geschichte und Landeskunde. So erschien bereits 1854 das Werk über Corsica, 1868 sein Capri-Buch, 1857 die Studie über die Grabmäler der Päpste. Im Mittelpunkt stand das achtbändige Werk über die Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter. Das Buch ist das Hauptwerk G.‘s, von dem man mit Recht sagt, daß es fast wie ein Epos wirkt und bis in die Gegenwart lebendig ist. Viele Auflagen hat es erlebt. Ähnliche Wirkungen riefen seine Wanderjahre in Italien (5 Bände) hervor, das sind Reisebriefe, die seine Fähigkeit, Naturschilderung mit geschichtlicher Betrachtung zu einer charakteristischen Einheit zu verbinden, hervorheben. Im Alter schrieb er eine Geschichte der Stadt Athen im Mittelalter, auch die Geschichte der byzantinischen Kaiserin Athenais. Er starb in München am 01. 09. 1891.

Quelle:
„Ostdeutsche Biographien“ von Götz von Seele, 1955, Göttinger Arbeitskreis


Karl Gottfried Hagen

Am 24. 12. 1749 ist er in Königsberg/Pr. geboren, wo er am 02. 03. 1829 verstarb. Über 50 Jahre gehörte er der Philosophischen Fakultät der Albertus-Universität an. Ausgehend von der Pharmazie hatte er sich bald in die weiteren naturwissenschaftlichen Fächer verbreitet, vor allem in die Chemie, aber auch in Physik und Mineralogie. Sein Lehrbuch der Chemie hat Kant als ein Meisterwerk der Logik bezeichnet. Wirkungsvoller wurde noch sein Lehrbuch der Apothekerkunst, das wie das Werk über die Chemie mehrere Auflagen erlebte. Hagen ist der Begründer der wissenschaftlichen Pharmazie. Er hat auch den botanischen Garten der Universität eingerichtet. Er hat eine große literarische Tätigkeit entfaltet.

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„Ostdeutsche Biographien“ von Götz von Seele, 1955, Göttinger Arbeitskreis


Colmar Freiherr von der Goltz-Pascha

Am 12. 08. 1843 ist auf einem Gut bei Labiau (Ostpr.) der preußische Generalfeldmarschall und türkische Pascha Colmar Freiherr von der Goltz-Pascha geboren, eine der bedeutendsten Gestalten des preußischen Heerwesens, wenn er auch oft genug den allgemeinen Ansichten entgegenstand. Seine militärische Laufbahn war glänzend; vorwiegend hat er sich mit den Fragen der militärischen Ausbildung und mit kriegsgeschichtlichen Problemen befaßt. Sein Name wurde vor allem durch seine Tätigkeit als Reorganisator der türkischen Armee bekannt. Im ersten Weltkrieg war er Führer der ersten türkischen Armee; es gelang ihm auch, die Engländer bei Kut el Amara einzuschließen. Von seinen zahlreichen Schriften waren die Bücher „Das Volk in Waffen“ und „Von Roßbach bis Jena“ sehr bekannt geworden. Am 19. 04. 1916 ist er in Bagdad gestorben.

Quelle:
„Ostdeutsche Biographien“ von Götz von Seele, 1955, Göttinger Arbeitskreis


Otto Friedrich von der Groeben.

Er wurde in Napratten (Krs. Heilsberg) am 06. 04. 1656 geboren, Nach der zum großen Teil in Rössel verbrachten Schulzeit begleitet er einen polnischen Offizier auf eine Reise nach Italien und Malta, wurde in einem, Gefecht mit Seeräubern verwundet, kam schließlich noch bis Ägypten. Nach der Rückkehr lebte er am Berliner Hof des Großen Kurfürsten. Dieser beauftragte ihn, mit zwei Fregatten ach Angola und möglichst nach Amerika zu fahren. An der Goldküste hißte er die brandenburgische Flagge und begründetet das Fort Groß-Friedrichsburg. Nach der Heimkehr ließ er sich in Riesenburg nieder, beteiligte sich aber bald am venezianischen Krieg gegen die Türken. Endlich zog er sich auf seine Besitzungen in Preußen zurück und verfaßte in seinen Mußestunden die beiden berühmt gewordenen Reisebeschreibungen. Sie sind noch heute eine wichtige Quelle für die Kolonialgeschichte, weil sie sich als vorzüglich in der Beobachtung erwiesen haben. Er starb am 30. 04. 1728.

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„Ostdeutsche Biographien“ von Götz von Seele, 1955, Göttinger Arbeitskreis


Simon Grunau

Um 1470 wurde der Dominikanermönch und durch seine Preußenchronik bekanntgewordene in Tolkemit (Ostpr.) geboren. Er hat in seinem Werk auf den Vorgängern Peter von Dusburg Posilge u. A. aufgebaut. Gelehrter war er nicht, er hatte weder Beziehungen zum Orden noch zur Reformation, indes stand er den unteren Volksschichten nahe. Dies erklärt auch die große Volkstümlichkeit seines Buches. Mit der geschichtlichen Wahrheit der von ihm geschilderten Vorgänge nimmt er es nicht sehr genau. Das hat man aber erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bemerkt. Wenn man ihm deshalb auch wissenschaftlichen Wert absprach, so bleibt ihm doch das Verdienst, einen ungemein eindrucksvollen Einblick in Wesen und Leben des Volkes vermittelt zu haben. Er starb um 1531.

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„Ostdeutsche Biographien“ von Götz von Seele, 1955, Göttinger Arbeitskreis


Joh. Friedrich Hartknoch, Buchhändler

Am 28. 09. 1740 ist er in Goldap geboren. Er studierte in Königsberg Theologie und Rechtswissenschaft, trat aber bald in Kanters Buchhandlung ein. Für einige Zeit blieb er in Königsberg, ging 1762 nach Mitau, 1767 nach Riga, wo er gelöst von Kanter seinen schon in Mitau vorbereiteten Verlag eröffnete. Hier erschienen dann die Schriften von Kant, Hamann und Herder, aber auch die Arbeiten anderer, wie Klinger, Knigge usw. Er veranlaßte auch Übersetzungen aus der russischen Literatur. Hartknoch verstand es, sich bald hohes Ansehen zu verschaffen, um Verkehr mit seinen Autoren, besonders mit Herder, erwies er sich als sehr geduldig. Er starb in Riga am 12. 04. 1789.

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„Ostdeutsche Biographien“ von Götz von Seele, 1955, Göttinger Arbeitskreis


Joh. Gottfried Herder

Am 25. 08. 1744 in Mohrungen geboren, ist er einer der großen Ostpreußen, deren gewaltiger Einfluß auf die Deutsche Welt und darüber hinaus schwer zu überschätzen ist. Viele haben sich auf ihn und seine Lehre berufen. Er hat zuerst dem modernen geschichtlichen Sinn Worte verliehen; im Zusammenhang damit ist er der Erwecker dessen, was man den Volksgeist genannt hat. Man machte Herder zum Vater des modernen Nationalismus. Endlich hat er seinen großen Freundeskreis fast im entgegengesetzten Lager, indem man in ihm einen der Begründer der an antikem Wesen geschulten Lehre von der Humanität verehrt. Sein äußeres Leben hat er in der vorgeschriebenen Bahn des Theologen verbracht. Mit den Großen seiner Zeit stand er in Beziehungen, die freilich fast ausnahmslos in Irrungen endeten. Der begeisterte Schüler Kants sah am Ende seines Lebens und schon früher im Lehrer einen scharfen Gegner. Goethe, der jüngere Freund, der ihn in die große Stellung des Weimarer Generalsuperintendenten gebracht und seinem Leben den festen Boden unterstellt hatte, war ihm schließlich zum Gegenstand des Neides geworden. Dem Gelehrten Herder wurde nach seiner Auffassung nicht die verdiente Anerkennung zu Teil. Alles aber, was dieses große Dasein verdüsterte, hatte wohl seinen Ursprung in einer nicht hinreichenden Formkraft des Trägers dieses Lebens, das des gewaltigen Ideenreichtums nicht Herr geworden ist. Das Erbe des Ostens, das dieser Mann in sich trug, hat ihm selbst wohl die Seele verdunkelt, aber es strömte durch ihn hindurch seinem Volk zum Segen und zur Erweckung. Er starb am 18.12.1803.

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„Ostdeutsche Biographien“ von Götz von Seele, 1955, Göttinger Arbeitskreis


Walter Heymann – Dichter

Am 09. 01. 1915 ist er vor Soissons gefallen. Von Haus aus war er Jurist, ist aber früh mit bedeutendem lyrischen Können hervorgetreten. „Nehrungsbilder“, „Hochdüne“ sind die bekanntesten seiner Bücher. Sein Nachlaß barg noch eine Fülle von unveröffentlichten Dichtungen, die später in vier Bänden erschienen. Mit dieser starken künstlerischen Begabung verband er ein großes wissenschaftliches Interesse an der Sprache, den großen Vorbildern seiner ostpreußischen Heimat verwandt. Der Weg von hier zur kritischen Besinnung über Ursprung und Wesen des Künstlerischen war nicht weit, aus diesem Bemühen erwuchs das Buch über Pechstein. Er stammte aus Königsberg, wo er am 19. 05. 1882 geboren war.

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„Ostdeutsche Biographien“ von Götz von Seele, 1955, Göttinger Arbeitskreis


David Hilbert – Mathematiker

Er entstammte einer preußischen Familie, die zur Zeit Friedrichs d. Gr. in Königsberg eingewandert war. Hilbert besuchte zunächst das Friedrich-Colleg und studierte bis auf ein Semester an der Albertina bei Heinrich Weber und F. Lindemann, eng verbunden mit Minkowski und Hurwitz. Damit kam er in die Riemann-Kleinsche und die Weierstrassche Richtung der Mathematik. Durch Kronecker wurde er auf axiomatische Probleme geführt, die ihn später fast ganz erfüllen sollten. Nach der Promotion folgten Studienjahre in Leipzig und Paris und die Habilitation in Königsberg. 1892 ao. Professor ebendort, 1893 Ordinariat. 1895 ging er nach Göttingen, wo er bis zum Tode (1943) blieb. Von der Invariantentheorie wandte er sich jetzt der Zahlentheorie zu. Die wichtigste Arbeit Hilberts erschien 1899 zur Einweihung des Gauß-Weber-Denkmals: Die Grundlagen der Geometrie, ein Buch, das seinem Verfasser Weltruf brachte und die große Zeit der Hilbertschen Forschung und seiner Schule eröffnete, von Althoff verständnisvoll unterstützt. Die Axiomatischen Probleme wurden bis weit in die Naturwissenschaften und in die Philosophie hineingetragen, vor allem in die Physik (Quantenmechanik). Hilbert war einer der ganz wenigen Ehrenbürger der Stadt Königsberg, in der er am 23. 01. 1862 geboren war. Er starb in Göttingen am 14.02.1943.

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„Ostdeutsche Biographien“ von Götz von Seele, 1955, Göttinger Arbeitskreis


Günter von Hünefeld

Am 05. 02. 1929 starb in Berlin der am 01. 05. 1892 in Königsberg/Pr. geborene Ehrenfried Günter von Hünefeld, der zusammen mit Kohl und Fitzmaurice auf einer Junkersmaschine den ersten Flug über den atlantischen Ozean durchführte. Hünefeld entstammte einer preußischen Offiziersfamilie, hatte selbst aber nur Neigung zu literarischen Problemen, vor allem wenn diese mit dem Theater zusammenhingen. Seine Mutter kam aus jüdischen Kreisen. Im Weltkrieg schwerverwundet widmete er sich einer konsularischen Tätigkeit und trag nach dem Kriege beim Norddeutschen Lloyd ein. Aber schwere Krankheit zwang ihn immer wieder dawider. Eine ganze Reihe poetischer Werke erscheint. Vor allem aber stellt er seine gefesselten Kräfte jetzt fast ganz der Politik zur Verfügung. Aus seinen politischen Überlegungen kommt er nun auch zur Idee des Ozeanfluges, die für ihn ein nationales, aber auch ein weltpolitisches Problem darstellte. Charakteristisch ist für ihn das Wort, das er in einer Metropolitan-Oper sagt, „es ist der sportliche Geist, der die Welt beherrscht, der Geist der Humanität, der Geist des Völkerfriedens und der Völkerversöhnung.“ Er unternahm noch den berühmten Ostasienflug. Aber bald danach erlag er der tückischen Krankheit.

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„Ostdeutsche Biographien“ von Götz von Seele, 1955, Göttinger Arbeitskreis


Adolf Jensen – Komponist

Am 12. 01. 1837 ist er in Königsberg/Pr. geboren. Seine Ausbildung verdankte er vor allem dem Königsberger Louis Ehlert. Sehr bald trat er mit eignen Kompositionen an die Öffentlichkeit. In Kopenhagen bewirkte die Begegnung mit Niels Gade die Vollendung seiner Künstlerschaft. Bis 1866 hat er dann in Königsberg gewirkt, von da an in Berlin, bei Tausig in dessen Klavierschule, sodann in Dresden, Graz, Baden-Baden, wo er infolge eines Brustleidens schon am 23. 01. 1879 starb. Unter seinen Kompositionen ragen vor allem seine Lieder hervor, welche sich in der Nachbarschaft der Schumannschen in vollem Maße behaupten. Auch Jensens Klavierkompositionen haben ihren Ruf bis zum heutigen Tage nicht eingebüßt.

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„Ostdeutsche Biographien“ von Götz von Seele, 1955, Göttinger Arbeitskreis


Wilhelm Jordan, Schriftsteller

Am 25. 06. 1904 starb er in Frankfurt/Main, der am 08. 02. 1819 in Insterburg geboren war. Er hatte in Königsberg studiert und dort besonders den Einfluß Karl Rosenkranz‘ erfahren. Vorübergehend war er (1848) Ministerialrat in der Marineabteilung des Reichsministeriums für Handel in Frankfurt, wo er bis zu seinem Lebensende blieb, obwohl er seine hohe Stellung infolge der Versteigerung der deutschen Bundesflotte sehr bald verlor. Jordan hat unendlich viel geschrieben, am bekanntesten wohl seine Gedanken-Dichtung Demiourgos, eine Art Faust-Dichtung. Seit 1865 hat Jordan seine Tätigkeit als wandernder Rhapsode begonnen und dabei aus seiner Umdichtung der Nibelungensage zweifelsohne eine große Wirkung ausgeübt. Das Anliegen, das seine Reisen und Vorträge veranlaßte, war der Versuch, das altdeutsche Epos wiederzubeleben. Seine „Nibelunge“, in Stabreimen gedichtet, hat er auch veröffentlicht, das Werk hat viele Auflagen erlebt.

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„Ostdeutsche Biographien“ von Götz von Seele, 1955, Göttinger Arbeitskreis


Immanuel Kant

Am 12. 02. 1804 starb er in Königsberg/Pr, wo er am 22. 04. 1724 geboren war. Er ist der größte deutsche Philosoph. Seine Lehre ist der Kritizismus, seine Philosophie bezeichnete er selbst als Transzendentalphilosophie. Nicht nur in Deutschland, sondern in der Welt hat er umwälzend gewirkt. Er hat die Heimat Ostpreußen niemals verlassen, wie alle großen Lehrer der Menschheit ihre tiefste Kraft aus dem heimatlichen Boden gewonnen haben und ihn nie verließen, wie Jesus, Sokrates, Buddha, Konfuzius. In dieser historischen Tatsache liegt der eigentliche Sinn des Heimatgedankens verankert, und sie sollte für ewige Zeiten den Menschen eine Lehr sein. Kants Hauptwerke sind die drei Kritiken, durch die er dem menschlichen Erkennen unüberschreitbare Grenzen zog. Die Vollendung seines großartigen Gedankenwerkes ist ihm versagt geblieben.

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„Ostdeutsche Biographien“ von Götz von Seele, 1955, Göttinger Arbeitskreis


Rudolf Köpke, Historiker

Am 23. 08. 1813 ist er in Königsberg/Pr. Geboren und kam frühzeitig nach Berlin. Zunächst war er wie sein Vater Lehrer am Joachimsthalschen Gymnasium, wurde dann bald Mitarbeiter an den von Pertz geleiteten Monumenta Germaniae, in denen er eine Reihe guter Textausgaben veranstaltete. Er gehörte zu den ersten Schülern Leopold Rankes zusammen mit G. Waitz, Giesebrecht, P. Hirsch. Seit 1846 war er Privatdozent, seit 1856 außerordentlicher Professor der Geschichte an der Berliner Universität, zugleich Lehrer der Geschichte an der Kriegsakademie. In den Jahren 1848 – 51 entfaltete er eine nachhaltige politische Tätigkeit, besonders trat er 1866 publizistisch hervor, seine Schrift über das Ende der Kleinstaaterei wurde viel beachtet. Seine wissenschaftlichen Arbeiten waren vorwiegend der mittelalterlichen Geschichte gewidmet. Allgemeiner bekannt wurde sein Buch über die Gründung der Universität Berlin. Am 10.06.1870 ist Köpke gestorben.

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„Ostdeutsche Biographien“ von Götz von Seele, 1955, Göttinger Arbeitskreis


Käthe Kollwitz

Die Künstlerin ist am 08. 07. 1867 in Königsberg geboren. In ihrer tiefen Kunst verkörpert sie wie wenige ostdeutsches, ostpreußisches Wesen. Als bildende Künstlerin ist sie vielleicht die einzige ihrer Art. Verwandte Geister trifft man wohl im Bereich der Literatur. Von den Zeitgenossen steht ihr Ernst Wiechert am nächsten. Sie ist die Enkelin des freireligiösen Predigers Julius Rupp aus Königsberg. Käthe Kollwitz ist die Malerin menschlichen Leids, die Malerin der Armut und der Not, in Kern der Auffassung wohl Heinrich Zille nahestehend, wenn auch keineswegs in der künstlerischen Formgebung. Sie ist Schülerin Max Klingers, ging aber bald eigene Wege. Die stärksten Anregungen empfing sie aus der Arbeit ihres Mannes, der Armenarzt in Berlin war. Sie trat zunächst hervor mit einem Zyklus zu Gerhart Hauptmanns Webern. Am bekanntesten wurde ihre Radierung „Tanz um die Guillotine“ und ihre Holzschnittfolge „Der Krieg“. Später wandte sie sich auch der Plastik zu. Sie starb am 24. 04. 1945.

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„Ostdeutsche Biographien“ von Götz von Seele, 1955, Göttinger Arbeitskreis


Nikolaus Kopernikus

Am 24. 05. 1543 ist der große Astronom in Frauenburg gestorben und in dem dortigen Dom beigesetzt. Er war in Thorn am 19. 02. 1473 geboren als Sohn eines Kaufmanns, der aber früh verstarb. Frühzeitig bezog er die Universität Krakau, wo er sich vorwiegend dem Studium der Mathematik widmete. 1496 ist er in Bologna und studiert Rechtswissenschaft, aber auch Mathematik. Sein Oheim, Lukas Watzelrode, Bischof von Ermland, verlieh ihm ein Kanonikat in Frauenburg. Späterhin hat er noch in Padua Medizin studiert. Als er 1505 endgültig in die Heimat zurückkehrte, nahm er zunächst im Heilsberger Schloß Wohnung. Schon hier legte er die Grundlagen zu seinen umstürzenden astronomischen Theorien. Bald lebte er in Frauenburg, bald in Allenstein, wo er den seinem Domkapital gehörigen Landbesitz verwaltete. Auch als Arzt hat er eine ausgebreitete Tätigkeit ausgeübt. 1541 hat ihn Herzog Albrecht nach Königsberg berufen. Sein Hauptinteresse blieb aber die astronomische Forschung. Nur zögernd teilte er auch zunächst nur Freunden die Grundzüge seines heliozentrischen Systems mit. Aber seine Lehre wurde bald in der Gelehrtenwelt bekannt, 1539 kam der Wittenberger Professor Rheticus nach Frauenburg und gab ein Jahr darauf die erste öffentliche Kunde von der neuen Anschauung. Schließlich hat sich Kopernikus selbst entschlossen, sein System vorzustellen. 1543 erschien in Nürnberg das große Werk „de revolutionibus orbium coelestium“. Als man Kopernikus das erste Exemplar überbrachte, lag er im Sterben. Er hatte sein Werk dem Papst Paul III. gewidmet. Lange Zeit nahm man keinen Anstoß an diesen Gedenken. Erst durch Galileis Wirken wurde man auf das ketzerische Wesen dieser Ansichten aufmerksam und setzte das Werk des Kopernikus auf den Index der verbotenen Bücher. Sein Grundgedanke war schon in der Antike bekannt, Kopernikus erhob die Tatsache der Umdrehung der Erde um die Sonne zu einer wissenschaftlichen Gewißheit.

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„Ostdeutsche Biographien“ von Götz von Seele, 1955, Göttinger Arbeitskreis


Gustav Kossinna, Vorgeschichtler

Am 28. ß9. 1958 wurde er in Tilsit geboren, einer der bekanntesten Gelehrten auf dem Gebiete der deutschen Archäologie. Er war Schüler Karl Müllenhoffs, der für seine gesamte Lebensarbeit bestimmend wurde. Besonders interessierte ihn die germanische Stammeskunde, zu deren Erforschung er nun in starkem Maße die Bodenfunde heranzog. Er baute diese Methode insbesondere aus und nannte sie Siedlungsarchäologie. Herkunft und Ausbreitung der Germanen stand bald im Mittelpunkt seiner weit ausgedehnten Forschungen. Sein Kampf ging gegen eine Unterschätzung der Germanenkultur auf wissenschaftlichem Gebiet. Wichtig wurden so seine Untersuchungen, denen er auch eine nationale Bedeutung zu geben wußte, und die er in verschiedenen Schriften veröffentlichte. So z. B. in der Arbeit von 1919: „Die deutsche Ostmark, ein Heimatboden der Germanen“. K. hat seine Forschungen keineswegs auf das germanische Gebiet beschränkt, sondern schon frühzeitig auch die Indogermanen in sein Arbeitsgebiet mit einbezogen. So erschien bereits 1909-10 die Arbeit über den Ursprung der Urfinnen und Urindogermanen. 1909 hatte er bereits die Gesellschaft für deutsche Vorgeschichte begründet. Allgemein bekannt wurde seine weit angelegte Zeitschrift “Mannus“. Durch das gesamte Schaffen Kossinnas geht ein einheitlicher Zug: Die Bevorzugung der ostdeutschen Fragen. Am 20. 12. 1931 starb er in Berlin.

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„Ostdeutsche Biographien“ von Götz von Seele, 1955, Göttinger Arbeitskreis


Christian Jacob Kraus

Der 25. 08. 1807 ist der Todestag des Königsberger Staatwissenschaftlers Christian Jacob Kraus, der 1753 am 27. 07. in Osterode/Ostpr. Als Sohn eines Arztes geboren war. In seinen Studienjahren war er ganz in den Bann der Kantschen Philosophie gekommen, und Kant hat auch alles in Bewegung gesetzt, um den jungen Kraus in das Amt zu bringen. Zunächst brachte er ihn in das Keyserlingsksche Haus in Königsberg, damals das geistige Zentrum der Stadt, in dem auch Kant selbst eine überragende Rolle spielte. Kraus wurde dort Hauslehrer, wie es Kant vor Jahren gewesen war. Entscheidende Einflüsse hat Kraus von den großen Göttingern jener Zeit erhalten, als er sich einige Zeit an der Georgia Augusta aufhielt. Inzwischen war es Kant geglückt, Kraus auf eine Königsberger Professur für praktische Philosophie und Kameralwissenschaften zu bringen. Von 1782 bis zu seinem Tode hat er sie bekleidet und einen ungewöhnlichen Einfluß auf seine Studenten ausgeübt. Neben Kant, von dem er sich freilich zunehmend in den Grundanschauungen löste, ohne die hohe Achtung vor dem verehrten Lehrer zu verlieren, war er die beherrschende Gestalt an der Albertina. Vielleicht unter Göttinger Einfluß war ihm die englische Geistesart aufgegangen, Hume und vor allem Adam Smith waren ihm jetzt die Führer geworden. Besonders des Letztgenannten Lehren verkündete er nun vom Katheder und begründete in Königsberg eine Schule der Staatswissenschaften, die ganz unter dem Einfluß des großen englischen liberalen Denkers stand. Aus ganz Deutschland eilten die Hörer herbei. Das wichtigste aber war, daß die junge Generation des ostpr. Adels und die künftigen Beamten des hohen Verwaltungsdienstes zu seinen Füßen saßen und dort das Rüstzeug erwarben, mit dem sie dereinst berufen waren, das Land zu regieren. So hat die Lehre von Kraus entscheidenden Einfluß auf den Wiederaufbau Preußens nach der Katastrophe von 1806 ausgeübt, nachdem man bereits vorher seine Gedanken in der Verwaltung der neugewonnenen Gebiete von Südostpreußen zu erproben Gelegenheit genommen hatte: die große Stein-Hardenbergsche Reform trägt in sich manches Element aus Krausschen Ideen.
 

Quelle:
„Ostdeutsche Biographien“ von Götz von Seele, 1955, Göttinger Arbeitskreis


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