Viersen (RP). "Vielleicht
bleibt die Tätigkeit der Ortsgruppe Viersen-Dülken
der Landsmannschaft Ost-, Westpreußen und Danzig als eine Fußnote in der
Dülkener Stadtgeschichte erhalten." Dies wünscht sich Jürgen Zauner, der seit
1981 Vorsitzender der Landsmannschaft ist. Er befürchtet, dass "mit dem
Aussterben der letzten Zeitzeugen der Erlebnisgeneration in den nächsten Jahren
auch alle Vereine und Verbände verschwinden, deren Gründung in der Katastrophe
von 1945 zu suchen ist. Damit dürften auch die Erinnerungen der Deutschen an die
Provinzen des Reiches östlich der Oder kaum noch lebendig sein."
55 Jahre Gruppe Viersen-Dülken:
Ansprache von Ortsvorsteher Klaus Dieter Gartz am 16. April 2005
Der erste Heimatabend aller
Ostpreußen aus Dülken und Umgebung fand am 22. Oktober 1950 statt, die
Gründungsversammlung am 25. November. Im Laufe der nächsten Jahre wechselte
häufig der Vorstand, in den 60er Jahren kehrte Ruhe ein. In den 70er Jahren
besuchten viele – mit gemischten Gefühlen – zum ersten Mal das Haus, den Hof,
das Dorf, die Stadt ihrer Kindheit und Jugendzeit. Wehmütig und tief aufgewühlt,
mit Heimaterde und Setzlingen von der "eigenen" Scholle kamen sie zurück. In
Dülken nutzten die Vertriebenen und ihre Nachkommen vereinzelt Kontakte zu
polnischen Sportlern.
"Klagemauer" aller Ostpreußen
Als 1991 die Grenze offen war,
fuhren viele in das nun russische Nordostpreußen – und fanden nichts mehr
wieder. Ganze Dörfer waren verschwunden, die Wiesen und Felder in Steppe
verwandelt. Die Königsberger Domruine wurde zur "Klagemauer" aller Ostpreußen.
Als 1980 der langjährige Vorsitzende der Dülkener Ortsgruppe Kurt Kochalski
starb, geriet die Gruppe in eine ernste Existenzkrise. Es war vor allem dem
damaligen Vorsitzenden der Viersener Gruppe, Willi Zastrau, zu verdanken, dass
es nicht zur Auflösung kam. Viele neue Mitglieder stießen dazu aus den
Folgegenerationen. Sie bewahren das heimatliche Kulturerbe und suchen die
Möglichkeit der Begegnung. Die Ortsgruppe steht für jeden offen, der ihre Ziele
und Aufgaben bejaht.
Vor 66 Jahren mussten die meisten
ihre Heimat jenseits von Oder und Neiße verlassen. Die Wunden sind inzwischen
vernarbt, aber der Schmerz in den Herzen ist geblieben. So fordert Jürgen Zauner
auch heute "Gerechtigkeit für uns Deutsche, als Vertriebene und Zwangsarbeiter.
Bäume brauchen Wurzeln, Menschen eine Heimat, nur Gerechtigkeit schafft
Frieden!"
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