|
|
Bücher, Bernstein, Bärenfang Jener Ort, an dem vor 63 Jahren die Gedenkstätte des Deutschen Ostens – Mahnmal der Vertreibung in Europa auf Schloss Burg an der Wupper durch den ersten Bundespräsidenten Prof. Theodor Heuss der Öffentlichkeit übergeben wurde, diente auch in diesem Sommer als Schauplatz für das nunmehr 18. „Kleine Ostpreußentreffen“. Auch im 65. Jahr ihres Bestehens veranstaltete die Landsmannschaft Ostpreußen, Landesgruppe Nordrhein-Westfalen, ihr traditionelles Kulturprogramm. Es fanden sich erneut zahlreiche Gäste ein. Doch fällt es, wie der Landesvorsitzende Jürgen Zauner betonte, inzwischen insbesondere den älteren Semestern immer schwerer, am Treffen teilzunehmen und es aktiv mitzugestalten. Wie wohl die Zukunft der Kultur- und Öffentlichkeitsarbeit der Landesgruppe aussehen wird? Die Meinungen und Vorschläge gehen auseinander, die Stimmung reicht von pessimistisch bis optimistisch. Eine der positiven Stimmen kommt von Dr. Bärbel Beutner, der Kulturverantwortlichen der Landesgruppe NRW: „Auch wenn die Vertreterinnen und Vertreter der Erlebnisgeneration ihre Aufgaben und Tätigkeiten in den nächsten Jahren an die nachfolgenden Generationen weitergeben, wird so ein wichtiges Stück deutscher Kultur nicht einfach verschwinden. Die frühere Heimat, das Schicksal der Flucht und Vertreibung, die Schaffung einer neuen Existenz und die aktive Beteiligung am Wiederaufbau der Bundesrepublik Deutschland sind nach wie vor Themen, die in der Öffentlichkeit angesprochen werden.“ Schließlich gebe es auch heute immer wieder junge Menschen, die zwar keine direkten familiären Bezüge zum früheren Ostpreußen haben, aber Interesse an der ostpreußischen Geschichte, Kultur und Landschaft zeigen. Historiker, Volkskundler, Architekten, Geografen und Juristen könnten dazu beitragen, dass die Landeskunde in all ihren Disziplinen in einer neuen, verwissenschaftlichten Form weiterbesteht. Hier und jetzt ging es vielen der zahlreich erschienenen Landsleute und Freunde Ostpreußens vor allem um die Möglichkeit, mit Gleichgesinnten zu „plachandern“. Allerdings schmökerte man auch gerne in antiquarischen und druckfrischen Büchern, nahm die eine oder andere DVD mit Dokumentationen von Ostpreußen-TV unter die Lupe und erfreute sich am goldgelben Bernsteinschmuck. Natürlich gab es auch typisch ostpreußische Spezialitäten wie etwa Mohnrolle und Schmalzbrot sowie ein Gläschen Bärenfang zum Verkosten. Musikalisch wurde die Veranstaltung von einem Platzkonzert der Dabringhauser Musikanten unter der Leitung von Torben Krause umrahmt. Im Rahmen der Kundgebung unter dem Leitwort „Ostpreußen – über 3.000 Jahre prußisch-preußisch-deutsche Heimat“ begrüßte der Landesvorsitzende neben Landsleuten und ostpreußischen Kreisvertretern auch Persönlichkeiten des politischen, kulturellen und sozialen Lebens. Den Festvortrag hielt diesmal der Landtagsabgeordnete Werner Jostmeier, in der CDU-Fraktion zuständig für Vertriebene und Spätaussiedler. Vor dem Hintergrund der heute weltweit 45 Millionen Vertriebenen und Flüchtlinge hob der Redner die Bedeutung der deutschen Heimatvertriebenen und Flüchtlinge als Erinnerungsträger hervor. Wer genau weiß, was es heißt, alles zu verlieren, was das frühere Leben ausgemacht hat, kann als Brückenbauer zwischen Ost und West wirken. Jostmeier ermunterte die Anwesenden, in ihrer Arbeit und in ihrem Engagement für die Bewahrung der heimatlichen Traditionen niemals nachzulassen. Das von Dr. Bärbel Beutner moderierte Unterhaltungsprogramm rundete die Veranstaltung ab. Erstmals trat eine in traditionellen Trachten gekleidete Gruppe vom Soester Kultur- und Geschichtsverein der Deutschen aus Russland mit Tänzen und Volksliedern auf. Alexander Domke, der Vorsitzende des Vereins, und Antonia Domke, die Beauftragte für Öffentlichkeits- und Kulturarbeit, waren auch dabei. - (KK)
Diskutieren Sie diesen Beitrag in unserem Ostpreußen-Forum
|