So
ändern sich die Zeiten! Im Jahre 1955 war es der Kreis Minden, der unserer
Kreisgemeinschaft von sich aus anbot, im neuerbauten Jugendheim auf der
Lutternschen Egge ein Königsberger Zimmer einzurichten. Zur Ausstattung des
Zimmers übersandte die Heimatkreisgemeinschaft dem Landkreis einige Bilder und
Bücher aus der Heimat. Der Fischer Richard Klemusch fertigte einen Kurenwimpel
an, mit Symbolen und Erinnerungsstücken wurde die Sammlung erweitert. Das war
der bescheidene Anfang unserer Museumstätigkeit.
Mit dem Bau des neuen Verwaltungsgebäudes der
Kreisverwaltung Minden-Lübbecke in Minden, Portastraße 13, wurde ein
Ostpreußenzimmer mit Büro zum Unterbringen der Kreisakten und der Heimatkartei
eingeplant. Nach Fertigstellung der vorgesehenen Räume Ende 1975 zog die
Kreisgemeinschaft in das neue Gebäude.
Um mehr Ausstellungsstücke zur Verfügung zu
haben, wurden die Landsleute aufgerufen, der Kreisgemeinschaft Erinnerungsstücke
aller Art zur Verfügung zu stellen. Der Aufruf hatte Erfolg: Urkunden, Bilder,
Modelle, Zeichnungen, Pläne von Gebäuden, Landwirtschaft, Fischerei, Handel,
Handwerk wurden zur Verfügung gestellt, ebenso auf der Flucht getragene
Kleidungsstücke und Lederzeug. So wurden wir unter anderem Besitzer des Sattels
unserer langjährigen Kreisältesten, Gerda Weiß, mit dessen Hilfe sie ihre Flucht
von Fuchsberg, Kreis Königsberg, bis Syke in Niedersachsen geschafft hatte.
Durch die Aktion konnte die Kreisgemeinschaft die
Heimatstube einigermaßen wirklichkeitsgetreu und repräsentativ darstellen. Mit
wie viel Engagement und Verständnis unser Patenkreis unsere Belange
unterstützte, zeigt die Tatsache, dass er uns die Räume am 22. Oktober 1975 in
einer gemeinsamen Sitzung übergab. Deshalb war es auch von unserer Seite
selbstverständlich, diese Räume dem Kreis wieder zur Verfügung zu stellen, als
dieser sie für seine erweiterten Aufgaben benötigte. Auch jetzt löste der Kreis
das Problem und stellte uns im Gegenzug vier schöne Ausstellungsräume im
inzwischen als Kommunalarchiv genutzten alten Kreishaus zur Verfügung.
Schließlich kam es für unsere Geschäftsstelle und
die heimatlichen Sammlungen zu dem idealen Standort, als das englische Militär
2001 aus Minden abzog, und wir in die obere Etage der ehemaligen
Defensionskaserne am neugestalteten Simeonsplatz einziehen konnten. Hier
glaubten wir, nun eine endgültige Bleibe gefunden zu haben.
Umso größer war die Bestürzung, als uns der Kreis
Minden-Lübbecke im Spätsommer 2015 eröffnete, dass wir zum Jahresende
Geschäftsstelle und Samland-Museum zu räumen hätten. Die Organisation des
gesamten
Preußen-Museums sei, so erklärte man uns, auf den Landschaftsverband
Lippe in Münster übergegangen und dieser habe vor, unsere Räume wirtschaftlich
zu nutzen. Der Kreis könne nicht mehr über das
Preußen-Museum befinden.
Uns blieb nichts anderes übrig, als insbesondere
für unsere Archivalien und Ausstellungsstücke eine neue Bleibe zu suchen. Es
boten sich Gott sei Dank für die Akten und Dokumente das Kulturzentrum im
Schloss Ellingen und für die Exponate das Ostpreußische Landesmuseum Lüneburg
an. Das bedeutet natürlich nicht, dass dort Samland-Museen, wie eines in Minden
bestand, eingerichtet werden können. Die Gegenstände werden, soweit möglich, in
die dortigen Bestände eingegliedert. Dass wir das erreichen konnten, darüber
sind wir trotz allem froh. Ein anderes Kapitel ist unsere Geschäftsstelle. Hier
sind wir noch im Gespräch mit unserem Patenkreis, der uns versicherte, an seiner
Patenschaft festzuhalten.
Der Verlust unseres Museums wurde besonders
deutlich, als wir anlässlich unseres Treffens im September 2015 die heimatlichen
Exponate, die nicht in Lüneburg Aufnahme finden können, unseren Besuchern gegen
eine kleine Spende anboten. Heimatliche Erinnerungen, die Stück für Stück
gesammelt, mit viel Fleiß und Ausdauer geordnet und präsentiert worden waren,
mussten nun auseinandergerissen werden. Uns blieb nur der kleine Trost, dass die
besonders schönen Kostbarkeiten in dem wunderbaren Ostpreußischen Landesmuseum
Lüneburg und in Schloss Ellingen aufbewahrt werden. Auch die Landsleute, die
einzelne Stücke erwarben, werden sie sicher in Ehren halten. Wir haben uns
gefreut, dass zum Beispiel Georg Gau aus Groß Ottenhagen das Modell der
Ordenskirche aus Groß Ottenhagen und Tatjana Gräfin Dönhoff das Modell des
Schlosses Friedrichstein in ihre Obhut nahmen.
Um auf den Anfang zurückzukommen: Was im Jahre
1955 mit viel Verständnis und Entgegenkommen seitens des Kreises Minden begann,
wurde 2015 mit einem Federstrich beendet.
Quelle:
Bein Beitrag von Gisela Broschei, Kreisvertreterin der
Heimatkreisgemeinschaft Landkreis Königsberg,
veröffentlicht in: Preußische
Allgemeine Zeitung / Das Ostpreußenblatt 03/16 vom 23.01.2016
Die Web-Seiten
sind optimiert für 1024x768 oder höher und 24 Bit Farbtiefe sowie MS-Internet Explorer 11.x oder höher.
Netscape ab 7.x oder andere Browser mit Einschränkungen verwendbar. - Optimale
Darstellung im Vollbildmodus.
Soundkarte für Tonwiedergabe erforderlich.