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Offener Brief an die NRW-Landesregierung
Thema: Bürger "mit polnischem Migrationshintergrund"

Sehr geehrte Frau Vehar,

Sie werden auf der Internetseite der Staatskanzlei des Landes NRW und des Ministers für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien des Landes NRW als Ansprechpartnerin für den Informationstext zu POLEN genannt. Das Referat V.3 - Bilaterale Beziehungen innerhalb der EU, Benelux-Kooperation, Interregionale Zusammenarbeit - hat wohl den Text verfasst, der einen katastrophalen Fehler aufweist.

Sie preisen dort die guten Beziehungen des Landes NRW zu Polen und schreiben u. a.

Zitat:

Hinzu kamen Menschen, die ihre polnische Heimat nach 1945 verlassen und an Rhein und Ruhr eine neue Heimat gefunden haben. Sie haben beim Wiederaufbau des Landes erheblich mitgeholfen. Mit der Zeit verschmolzen die Kulturen, ohne dass die Wurzeln vergessen wurden. Zurzeit leben insgesamt etwa 305.000 Deutsche mit polnischem Migrationshintergrund und ca. 109.000 polnische Staatsbürger in Nordrhein-Westfalen.

Woher kommen die Zahlen?

Sollten Sie die vertriebenen Deutschen meinen, so haben diese zum allergrößten Teil nicht Polen verlassen, sondern ihre deutsche Heimat. (Ostpreußen, Pommern, Schlesien und Teile Brandenburgs, Westpreußens und Oberschlesiens waren deutsche Provinzen seit hunderten von Jahren. Außerdem haben Sie ihre Heimat nicht freiwillig „verlassen“ sondern waren dazu gezwungen, denn sie wurden vertrieben und – das ist das Entscheidende – durften nicht wieder zurück.)

Wie kommen Sie darauf, dass die vertriebenen Deutschen nach 1945 „polnischen Migrationshintergrund haben“? Es gab übrigens durch Zwang verursachtes Verlassen Deutscher aus dem durch den Versailler Vertrag abgetrennten Teilen des Deutschen Reiches auch schon in den Jahren 1920 bis 1939 (vor allem in Westpreußen und Oberschlesien)

Sollten Sie die Spätaussiedler meinen, so sind auch diese Deutsche.

Die Geschichte ist kompliziert, was unsere ostdeutsche Heimat angeht, aber dass sie polnisch war, als wir sie verlassen mussten, das dürfen Sie nicht einfach so behaupten, auch wenn Sie es nicht besser wissen. Das ist falsch und bleibt falsch, auch wenn man es leider auch andernorts lesen muss. Erst der 2+4-Vertrag vom 12.9.1990 hat unsere Heimat staatsrechtlich zu Polen gemacht, nicht aber die Menschen, die deutscher Herkunft sind.

Es ist peinlich, wenn Sie solche Darstellungen auch noch im Sinne der Versöhnung mit den Nachbarvölkern bezeichnen.

ZITAT:

Stärker als in Bezug zu anderen europäischen Ländern haben im deutsch-polnischen Verhältnis die Aufarbeitung der gemeinsamen Vergangenheit und die Versöhnung zwischen beiden Völkern noch eine zentrale Bedeutung.

In Polen weiß man über die geschichtlichen Zusammenhänge sehr wohl Bescheid und überlässt es der Deutschen Landesregierung NRW, die Geschichte umzuschreiben. Das ist peinlich und bleibt peinlich.

Bitte ändern Sie diese Aussagen im Sinne einer Versöhnung mit den EIGENEN Bürgern in NRW, die ein schweres Schicksal als Folge des 2. Weltkrieges erdulden mussten und die sich schon lange auf den Weg der Verständigung mit den Nachbarvölkern befinden.

Sie können davon ausgehen, dass dieser Brief mit der Adresse Ihrer Internetseite www.mbem.nrw.de/unsere-themen-von-a-z/polen-18.html weite Verbreitung finden wird und ich bitte Sie deshalb, schnell den oben kritisierten Text zu korrigieren.

Mit freundlichen Grüßen
Sibylle Dreher
 

Quelle:
Offener Brief von Sibylle Dreher
,
Bundesvorsitzende der LM Westpreußen, Bischofsgrüner Weg 88, 12247 Berlin,
gesendet
per e-Post am 30. Dezember 2009 20:06 an: Dagmar Vehar.

________________________________
weitere Informationen unter:
www.ostdeutsches-forum.net/aktuelles/2010/Gewirbelt-und-gewurzelt.htm;
 


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