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Festakt in Duisburg: Im Rathaus fand zur 60-jährigen Städtepatenschaft eine Feierstunde statt. Bild: Göllner
Festakt in Duisburg: Im Rathaus fand zur 60-jährigen Städtepatenschaft eine Feierstunde statt.

Patenschaft ist keine Einbahnstraße
Die Stadt Duisburg und die Stadtgemeinschaft Königsberg blicken auf 60 Jahre erfolgreiche Zusammenarbeit zurück
von Dieter Göllner

Nach 1945 gab die Stadt Duisburg vielen aus Königsberg vertriebenen Ostpreußen ein neues Zuhause. Besiegelt wurde das mit einer Patenschaftsurkunde von 1952. Dieses 60. Jubiläum wurde nun in einem würdigen Rahmen im Rathaus gefeiert.

Im Rahmen der Feierstunde anlässlich von 60 Jahren Patenschaft Duisburg–Königsberg fanden sich im Duisburger Rathaus zahlreiche Ehrengäste aus dem politischen, sozialen und kulturellen Leben sowie Besucher aus Königsberg, viele Königsberger und ostpreußische Landsleute ein.

Sören Link, Oberbürgermeister der Stadt Duisburg, eröffnete die Veranstaltung und verwies darauf, dass er sich als neuer Bürgermeister zur nunmehr 60-jährigen Patenschaft der Stadt Duisburg zu Königsberg bekennt und die Tradition gerne fortsetzt. Es sei bemerkenswert, dass die Stadtgemeinschaft Königsberg (Pr) Wert darauf gelegt habe, der in den Anfangsjahren humanitär geprägten Patenschaft etwas zurückzugeben. Dies geschah in Form von „kulturellen Geschenken“ wie etwa Ausstellungen und Begegnungen im Museum Stadt Königsberg.

Die Patenschaft ist als ein Forum zu verstehen, das über die Jahre hinweg den Schmerz der Vertreibung etwas lindern kann, indem Brücken gebaut und gemeinsame Werte geschaffen werden. Klaus Weigelt, Vorsitzender der Stadtgemeinschaft Königsberg, betonte: „Unser Patenschaftsverhältnis ist keine Einbahnstraße. Es gab eine Zeit, in der die Hilfe für die Königsberger im Vordergrund stand und auch stehen musste. Aber je reifer die Verbindung wurde, desto mehr konnten die Königsberger auch zurückgeben.“

Aus der im Museum Stadt Königsberg aufbewahrten Patenschaftsurkunde geht hervor, dass Duisburg „den heimatvertriebenen Königsbergern eine neue Stätte kultureller und geistiger Gemeinschaft“ geben wollte. Abschließend hieß es: „In der Hoffnung, dass Duisburg ein lebendiger Sammelpunkt für die heimatvertriebenen Königsberger werde, wurde am 7. September 1952 diese Urkunde ausgefertigt.“ Und diese Hoffnung erfüllte sich, so sieht es Lorenz Grimoni heute: „Denn in den 60 Jahren haben nicht nur in Königsberg Geborene, sondern auch Königsberger aus der ganzen Welt in Duisburg, wie viele sagen, eine neue Heimat gefunden.“

Ein besonderer Höhepunkt der Feierstunde war die Eintragung der Vertreter der Stadtgemeinschaft Königsberg ins Goldene Buch der Stadt Duisburg, in das sich seinerzeit bereits Ehrengäste wie Agnes Miegel, Fritz Gause, Erich Grimoni und Harry Janzen eintrugen.

Klaus Weigelt zeigte in seiner Ansprache anhand einiger Schlaglichter die Entwicklung der Stadtgemeinschaft Königsberg (Pr) und der Städtepatenschaft auf. Zunächst würdigte Weigelt die Anfangsjahre, in denen die Familie Janzen ab 1949 die Geschicke der Stadtgemeinschaft leitete und mit dem Sammeln von Anschriften der heimatvertriebenen und geflüchteten Königsberger begann.

Das Jahr 1951 stand für den nachhaltigen Schritt des Beschlusses des Rates der Stadt Duisburg, die Patenschaft über die Königsberger zu übernehmen. „Als geschichtliches Vorbild dienten die Patenschaften, die west- und süddeutsche Länder und Städte über die im Ersten Weltkrieg zerstörten ostpreußischen Städte übernommen hatten. Damals war viel geleistet und gespendet worden, ein menschlicher Kontakt von Bevölkerung zu Bevölkerung hatte sich jedoch nicht ergeben“, betonte Weigelt und setzte fort: „Das wurde durch die Patenschaft Duisburgs über die Königsberger anders.“

Ein weiterer Meilenstein in der Geschichte war die feierliche Verkündung der Patenschaft am 7. September 1952 durch Bürgermeister Storm.

Als Höhepunkt gilt die 700-Jahrfeier Königsbergs im Jahr 1955. „Nach Schätzungen der damaligen Presse hatten sich 50.000 bis 60.000 Königsberger in Duisburg versammelt, so viele wie nie zuvor und auch später nie wieder“, verriet Weigelt. Mit der Patenschaft bot Duisburg den Königsbergern nach Krieg, Flucht und Vertreibung sowie in der Ungewissheit ihrer Zukunft einen Ort für zahlreiche Treffen mit Verwandten und Freunden.

Im Jahre 1968 wurde das „Haus Königsberg“ eröffnet, das über nahezu ein Vierteljahrhundert als Duisburger Heimat der Königsberger diente. Im Jahre 1992 wurde die Grundlage für das moderne Stadtmuseum Königsberg im Kultur- und Stadthistorischen Museum Duisburg geschaffen. Durch die Bereitstellung und Unterstützung des Museums half und hilft Duisburg, die Erinnerung an die Geschichte und Kultur Königsbergs auf vielfältige Weise zu erhalten und durch eine Fülle von Veranstaltungen zu pflegen.

Die zweite Phase der Patenschaftsbeziehungen war dadurch geprägt, dass die Königsberger durch ihre eigenen Leistungen als Dank etwas zurückgeben wollten. Zu den Ausstellungen, die weit über Duisburg hinaus Anerkennung fanden, gehörten jene mit Bezügen zu Käthe Kollwitz und Kant.

Klaus Weigelt hob auch die bemerkenswerte Kontinuität der Traditionsarbeit hervor, die durch zahlreiche engagierte Persönlichkeiten fortgeführt wurde.

Lorenz Grimoni, der frühere Pastor der Duisburger Marienkirche und einer der Initiatoren des Museums Stadt Königsberg, zog eine Bilanz: „Nach 60 Jahren können die Bürger Königsbergs und ihre Nachkommen nun mit großer Anerkennung und Dankbarkeit feststellen: Duisburg ist es in hervorragender Weise gelungen, den Königsbergern eine neue Stätte kultureller und geistiger Gemeinschaft zu geben.“

Und Lorenz Grimoni setzte fort: „Allen Duisburger Bürgern, in erster Linie ihren verständnisvollen und engagierten Oberbürgermeistern in den vergangenen 60 Jahren, sind die Flüchtlinge und Vertriebenen aus Königsberg und Ostpreußen für diese Patenschaft sehr dankbar.“

Die vor 50 Jahren geschaffene Königsberger Bürgermedaille wurde im Rahmen der Jubiläumsfeier gleich an mehrere Persönlichkeiten verliehen. So nahm Duisburgs Oberbürgermeister Link die Auszeichnung entgegen, die den Bürgerinnen und Bürgern sowie dem Rat der Stadt für die jahrzehntelange Treue und Solidarität verliehen wurde. Drei Königsberger Heimatforscher und der Autor Wulf Wagner erhielten ebenfalls die Königsberger Bürgermedaille.

Geehrt wurden im feierlichen Rahmen auch die Musikerinnen des Staatlichen Symphonieorchesters Königsberg unter der Leitung des Dirigenten Arkadi Feldman, die für die musikalische Umrahmung des Festaktes sorgten und am gleichen Tag ein Konzert boten.

Die Teilnehmer der Feierstunde konnten anschließend die Dauerausstellung „Königsberg – eine europäische Metropole“ und die Wechselausstellung „Bilder zur Geschichte der Patenschaft“ besichtigen sowie in der Karmelkirche dem Vortrag „Aus der Geschichte der 60-jährigen Patenschaft“ von Lorenz Grimoni beiwohnen.
 

Quelle:
 Landsmannschaft Ostpreußen e.V., 10.10.2012
www.ostpreussen.de/ostpreussen/nachrichten/artikel/patenschaft-ist-keine-einbahnstrasse.html

 

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